Jahresrückblick 2020

Wow. Das war mal ein Jahr, welches wir nicht so schnell vergessen werden. Mal schauen ob ich es schaffe, alles wichtige in einem Rückblick zusammen zu fassen. 

Das erste Ereignis begann mit einem Besuch unseres Dorfpfarrers Martin Kuse. Eines kalten Morgens im Januar klingelt es an der Tür und ich öffnete in Trainerhosen und löchrigem T-Shirt. Naja, es war halt mitten in der „Ofenbänkliziit“ und ich genoss die ruhige Zeit in vollen Zügen. 

Nach einem kurzen Gespräch stellte sich heraus, dass die Reformierte Kirchgemeinde in Möriken uns Land für den Gemüseanbau zur Verfügung stellen möchte. Natürlich war ich Feuer und Flamme und freue mich noch heute riesig über dieses Angebot. Genau das ist es was wir machen möchten. Land mitten im Dorf nutzen um Gemüse zu produzieren. Land das nicht der Landwirtschaft gehört und welches ansonsten brach liegen würde.

Im April haben wir den neuen „Blätz“ dann umgegraben und im Mai die ersten Kulturen geerntet. Seit dann läuft das Projekt wie am schnürchen. Und diesen Monat durfte ich dann auch die geplante Wildobsthecke im „Chilegarte“ pflanzen. Alles zu dieser Hecke und was wir damit vor haben, könnt ihr hier nochmals nachlesen: https://wagnereigarten.ch/2020/12/15/wildobst/

So. Damit hatte das Jahr so richtig gut angefangen. Doch es war ja erst Januar. Noch während wir das erste Mal vom Cornona Virus hörten, uns aber nicht viel dabei dachten, plante ich die ersten Werbeauftritte vom Wagnereigarten. Bisher gab es von uns nicht mehr als ein Schild vor dem Haus und eine Webseite. Doch es war klar: 2020 wollen wir mal etwas mehr machen. 

Die Flyers waren bereits gedruckt, Pressetexte geschrieben und ein Wagnereigartenfest für den Herbst, war ebenfalls in Planung. Aber es war mittlerweile auch März geworden und Corona war nun in aller Munde. Plötzlich kamen Anfragen und Gemüseboxbestellungen, so als hätte ich die Werbung bereits gestartet. Auch das Lädeli lief schnell immer besser. Doch da tauchte auch schon ein erstes Problem auf. Noch bevor es hiess; „Lockdown“, starteten die Hamsterkäufe im Lädeli.  Und darauf hatte ich gerade gar keine Lust. 

Es ist ja nicht so, als könnten wir einfach mal kurz wo anrufen und dann wachsen unbegrenzt frische Kartoffeln innert Tagesfrist. Jetzt hiess es also, die Weichen für die Zukunft zu stellen. 

VIEL Umsatz mit dem Verkauf von VIELEN Kilo Biogemüse aus dem Handel wäre eine Option gewesen. Einfach mal alle Grundsätze über den Haufen werfen und dank dem Hype um Hofläden, VIEL Umsatz machen. Aber das viele VIEL in dieser Strategie störte mich schon immer. Unser Ziel ist es so nachhaltig wie möglich, so viele Haushalte wie möglich zu ernähren und nicht diejenigen zu sein, die besonders VIEL von irgendwas verkauften. 

Daher war ab der zweiten Lockdown Woche das Lädeli praktisch leer. Die Gemüseboxen wurden bevorzugt behandelt und im Lädeli blieb nur das Notwendigste. Es dauert nicht lange bis so auch einige Lädelikunden zu Gemüseboxkunden wurden. 

Die Sache mit der ersten Welle beruhigte sich wieder und die ganze Aufmerksamkeit galt im Frühling und Sommer den Pflanzen und Setzlingen. Auch hier machten uns Viren und Bakterien viel zu schaffen. Die ersten 100 Kohlrablisetzlinge starben einfach so von heute auf morgen an einer Krankheit. Die Erbsen und Bohnen trugen kaum Früchte, schon fingen sie wegen einer Krankheit zu welken an. Und so ging es weiter. Abertausende von Läusen waren im Frühling unterwegs und dann kamen die Mäuse. Kaum war das alles überstanden, krochen die Schnecken im Herbst aus ihren Verstecken und frassen ganze Spinatbeete leer. 

Klingt schlimm, war es aber nicht. Wir ernteten unglaublich viel Gemüse und es gab viele Kulturen die sich wiedererwartet gut in dem neuen Klima schlugen. Hier hat uns ganz klar die Vielfalt gerettet. Wenn eine Kultur nicht will, dann gefällt es einer anderen dafür umso besser. Und wenn etwas in die Hose geht, dann schnell was neues pflanzen und nach wenigen Wochen ist der Schaden schon fast vergessen. 

Apropos vergessen: Die ganz grosse Hitze und Trockenheit blieb diesmal ja zum Glück aus. Es war zwar viel zu warm und viel zu trocken, aber es hatte sich alles etwas besser verteilt. So war die ganze Energie nicht nur auf die zwei Sommermonate konzentriert. Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass es der Diskussion um die Klimaerwärmung, und vor allem den Bemühungen etwas dagegen zu unternehmen, mehr schadet als hilft, wenn das Klima mal nicht ganz so verrückt spielt. Brennt es nicht vor meiner Haustüre, interessiert es mich nicht. So scheint es zumindest. 

So kam und ging der Sommer schnell und alles lief fast nach Plan. Es wurde fleissig gejätet, gepflanzt, geerntet, gerüstet, ev. mal kurz geschlafen und schon war der Herbst da. Die Arbeiten draussen wurden überschaubarer und endlich blieb auch etwas Zeit um den Wagnereigarten als eigenständiger Betrieb bei Bio Suisse anzumelden. Bisher waren wir als Hausgarten des Mooshofes gelistet. Ab Januar sind wir offiziell zertifiziert als Gemüsegärtnerei und darauf bin ich schon ein bisschen stolz. Immerhin sind wir kein Landwirtschaftsbetrieb und in dem Sinne auch keine Gärtnerei. Wir pflanzen halt einfach Gemüse da an, wo es uns erlaubt wird und machen nebenbei was wir können um der Natur etwas dafür zurück zu geben. 

Soweit kam es allerdings nicht nur aus eigener Kraft. Und schon sind wir an der Stelle angelangt, bei der ich mich ganz herzlich bei unseren Partner bedanken möchte. 

Ein grosses Dankeschön geht an das Dreierteam beim Gmüeser. Nicht nur, dass ich da viel gelernt habe was das Gemüseanbauen angeht. Kaum etwas, dass ich hier tue, wurde nicht zuvor mit Thomas besprochen. Viele Ideen und Tipps stammen von ihm und ohne ein solches Team, welches unsere Ideen unterstützt, hätte ich mich nie kopfüber ins kalte Wasser getraut.

Genauso wichtig für mich ist Luki und sein Team vom Biohof Grumolo Verde.  Meine ersten Schritte in der Landwirtschaft durfte ich da machen und bis heute arbeiten wir sehr gut zusammen. Luki ist nicht nur unser Lagergemüsespezialist, auch in Sachen alternativer Gemüseanbau experimentiert er viel und teil sein Wissen. Auch er gehört zu denen, die mich immer motiviert haben etwas auf die Beine zu stellen.

Dann ist da noch das Team Pflanzblätz, mit welchem wir die ganze Saison über in Lenzburg am Märt waren. Einen speziellen Dank geht dabei an Annegret, welche uns fast jeden Freitag ausgeholfen hat, und dank ihrer Art und ihrem Einsatz bereits zum festen Inventar des Standes geworden ist. Es war uns eine Ehre, die feinen Produkte vom Gmüeser und dem Mooshof auch in Lenzburg anbieten zu können. Leider schafften es dieses Jahr unsere eigenen Kulturen gar nicht bis nach Lenzburg. Sie wurden alle hier in Möriken benötigt.

Mit dem Ende der Märtsaison im November, endete auch meine Saison beim Gmüeser und es wurde sogar kurz richtig winterlich draussen. Zeit fürs Büro, Zeit für neue Projekte. 

Zum Schluss des Jahres gab es für uns dann noch 10 Tage Corona-Quarantäne. Doch auch diese haben wir ganz gut überstanden. Aber ganz ehrlich. Mehr brauchte es dieses Jahr nicht mehr an Abenteuer. Wir sind müde und machen es wie die Natur. Einen Gang runter schalten und Energietanken für den Frühling. 

Was nach diesem Jahr bleibt, ist die Bestätigung der Erkenntnis, dass nichts was wir tun etwas ändern wird, wenn wir nicht zwei Dinge einsehen. Produzieren und Konsumieren. Beides muss nachhaltiger werden! Überlegter und weniger intensiv, um nicht zu sagen zwanghaft. Oder um es mit den Worten aus einem der vielen netten Mails, die wir die Tage erhalten haben auszudrücken:

„Hoffen wir auf bessere Zeiten und hoffen wir, dass es den Menschen hilft, wenigstens einigen davon, zu lernen, dass weniger mehr, und die Masslosigkeit letztlich den Lebewesen die Lebensgrundlage entzieht.“

Schön, dass ihr da seid und wir wünschen uns allen ein gutes 2021!