Das Gartenjahr 2020 startet sozusagen mit dem Besuch des Dorfpfarrers und seinem super Angebot einer schönen Parzelle um Gemüse anzubauen. Dieses Jahr war es ganz ähnlich. Nur war es nicht der Dorfpfarrer, sonder ein alter Kollege aus meiner Zeit im Musikgeschäft. Mittlerweile war er als Makler tätig und er hatte ein folgenschweres Angebot im Sack. Das Haus am Steinacker 21 in Möriken war zu verkaufen. Der Rest der Geschichte ist schnell zusammengefasst, prägte aber das restliche Jahr um so mehr. Nach der ersten Besichtigung war klar, dass wir Interesse haben und im April durften wir bereits den Garten umgegraben. Das halbe und fast 200 Jahre alte Zweifamillienhaus an der Steinacker 21 sollte noch dieses Jahr unser neues Zuhause werden.



Doch die „Reise“ war lang. Die Menge an Material, welches hin und her geschoben wurde, war enorm und die Bauarbeiten sind noch längst nicht fertig. Das Lädeli bleibt auch etwas länger geschlossen als erwartet, aber alles in allem sind wir schlussendlich zufrieden im neuen Zuhause angekommen. Pünktlich auf Ende Jahr war der Umzug dann gemeistert und ich bin gespannt, wer nun, im neuen Jahr mit einem neuen Projekt, an die Haustüre klopfen wird.
Gemüsetechnisch lief es Anfangs noch ganz normal. Gestartet habe ich Ende Januar mit der Setzlingsanzucht und dann ging es mit dem Vorbereiten der Beete und den ersten Aussaaten wie gewohnt weiter.
Die erste Herausforderung war dann die Planung und Realisierung des neuen Gartens Anfangs April. Gleich gefolgt von der zweiten Besonderheit in diesem Frühling: Unserer ersten eigenen Biokontrolle.
Beides lief glatt und wenn dem nicht so gewesen wäre, müsste ich das klar auf meine Kappe nehmen. Beide Projekte waren plan- und kalkulierbar. Aber was dann an Herausforderungen auf mich zukamen, war das pure Gegenteil.
Frost, Hagel, Stürme, sogar etwas Trockenheit und massenhaft Regen waren weder plan- noch kalkulierbar. Und ich wiederhole mich hier gerne. Möriken war mal wieder glücklich positioniert. Weder der Frost, noch das Wasser und auch nicht die Winde, haben bei mir Schaden angerichtet. Was ich aber leider nicht von den Temperaturen und der Feuchtigkeit sagen kann.
Pilze, Krankheiten und Schädlinge feierten dieses Jahr so richtig heftig in meinen Gärten. Ganze Kulturen „verschwanden“ sozusagen über Nacht oder erreichten nie das Erntestadium.



Ein anderes und immer weiterlaufendes Projekt ist die Zusammenarbeit mit dem Gmüeser in Hallwil. Da durften wir Anfangs Jahr nicht nur zusammen ein Treibhaus bepflanzen, sonder man könnte etwas ironisch auch behaupten, wir durften gemeinsam die Klimaetreme etwas deutlicher erleben als hier in Möriken.
Denn so schnell werde ich die Bäche die durch seine Gemüsefelder flossen nicht mehr vergessen. Auch in Hallwil waren die Ernteausfälle dementsprechend sehr hoch. Aber auch wenn das Wetter schwierig war, die grosse Vielfalt an Kulturen und an Verkaufsmöglichkeiten hat uns alle auch so gut durch das Jahr gebracht. Einmal mehr zeigten sich die Vorteile einer grossen Biodiversität und des Direktverkaufs.
Wir haben also dem Regen und den Schädlingen getrotzt, sind Morgen für Morgen aufgestanden, in die noch feuchten Schuhe gestiegen und haben einfach gemacht was möglich war und da geholfen wo die Hilfe am wichtigsten war. Irgendwann verloren wir den Blick für die Schäden und haben uns auf das konzentriert was einigermassen gewachsen ist. Das ein oder andere Beet habe ich so sicherlich vernachlässigt, aber manchmal war da einfach keine Motivation mehr vorhanden, etwas abzuräumen was nie geerntet werden konnte. Dem Boden hat die Zwangspause aber sicher nicht geschadet und die Gemüseboxen wurden trotzdem voll.
Nun ruht der Garten und es ist Zeit die Konsequenzen zu ziehen. Die Sortenauswahl, die Anbaumethode und der Aussaatzeitpunkt scheinen immer wichtiger zu werden. Wo kann welcher Kultur erfolgreich geholfen werden, mit den Wetterextremen besser klar zu kommen und auf welche Sorten muss verzichtet werden. Welche neuen Kulturen könnten mit den neuen Temperaturen und teils neuen Schädlingen besser klarkommen als bisherige und und und. Es gilt einige Entscheidungen zu treffen und dann eifach zu hoffen das es die Richtigen waren.



Auf der anderen Seite steigt das Interesse an unserem Gemüse und der Art und Weise wie wir arbeiten. Auch hier versuchen wir uns euren Bedürfnissen anzupassen. Jede Woche verkaufen wir mittlerweile 23 Gemüseboxen und das Lädeli wurde immer gefragter. Mehr Gemüseboxen wird es nicht mehr geben und es wird weiterhin so sein, das möglichst viel von dem was in Möriken wächst in den Kisten landet.
In Hallwil wird aber im kommenden Jahr mehr Gemüse produziert, welches das Angebot in unserem neuen Lädeli vergrössern wird und Platz schafft für einige neue Abos.
Und nicht nur die Gemüseauswahl wird grösser sein im neuen Lädeli. Wir haben uns ein Herz gefasst und richtig viel Zeit ins neue Lädeli investiert. Alles ist nun perfekt auf die Anforderungen für den Gemüseverkauf abgestimmt. Im Gegensatz zum alten Lädeli ist es isoliert, verfügt über eine gute Zufahrt und Parkplätze und ich habe stundenlang den Betonboden abgeschliffen, so das es nun auch einfach zu reinigen ist.
Und ich habe einige neue Produkte aus der Region gefunden, die super in unser Konzept passen. Aber dazu mehr wenn es denn mit dem neuen Lädeli losgeht.



Rückblickend kann man sagen das war wirklich ein, entschuldigt den Ausdruck, scheiss Jahr was den Gemüseanbau anbelangt, ein anspruchsvolles Jahr was die Renovation und den Umzug anbelangt und ein interessantes Jahr was die neuen Projekte betrifft.
Und wie immer bleibt eines Gleich. Am Ende des Jahres schaue ich zurück, sehe schönes und weniger cooles, aber vor allem sehe ich Menschen die sich nicht unterkriegen lassen und einfach weitermachen, weil sie wissen das es richtig ist.
So geht mein Dank auch dieses Jahr in erster Linie an Thomas und Martina vom Gmüeser und an Luki vom Biohof Grumolo Verde.
Weiter möchte ich mich bei Claudio a.k.a. Mr. Balu für die Zusammenarbeit bedanken und schicke liebe Grüsse nach Scharans wo die besten Einkornteigwaren des Landes hergestellt werden.
Und mit Elvira von „Brot & Mehr“ durften wir dieses Jahr eine weitere topmotivierte Mörikerin im Team begrüssen. Ihre Backkreationen werden natürlich auch im neuen Lädeli nicht fehlen, denn einen Samstagmorgen mit so leckerem Brot, möchte ich nicht mehr vermissen. Also: „Wiiterschaffe Lüüt!!“
Für den Support und die super Arbeit am Haus und beim neuen Lädeli darf ich mich bei Thomas und seinen Jungs von der Steiner AG in Oberkulm bedanken. Natürlich gehören da auch alle anderen beteiligten Handwerker und Planer dazu. Erwähnen möchte ich vor allem auch noch die Malerei Bryner AG aus Möriken. Sie haben uns mit viel Geduld und fachkundiger Beratung geholfen beim Selberstreichen und überall da wo wir es nicht selber machen konnten, haben sie super abgeliefert.
Der Ganze Umzug wäre ohne unsere Familien nicht möglich gewesen. Sie haben geputzt, gespitzt, eingekauft und transportiert als wäre es ihr zu Hause. Danke tausend dafür!
Und ganz nebenbei fahren meine Eltern noch jeden Montag die Gemüseboxen durch die Gegend und helfen in der Saison in Hallwil beim Ernten und Abos verteilen. Auch dafür bedanke ich mich natürlich ganz herzlich, aber ich weiss auch, dass ein Dankeschön schon lange nicht mehr reicht!
Es wird nun endlich Zeit, dass wir das alles mal gemeinsam feiern können. Drückt die Daumen, dann wird es 2022 endlich das erste Wagnereigartenfest geben.
Last but not least: Liebe Kundschaft, ich weiss ich sage es ab und zu, aber ihr seid wirklich die Besten. Denn ohne euch gäbe es keinen Wagnereigarten und all diese Projekte wären einfach nur der Wunsch nach einer Möglichkeit für einer nachhaltigeren Ernährung für mich und meine Familie. Nun ist es schon so viel mehr als das und dies ist zu einem grossen Teil auch euer Verdienst.









